Sie heisst Monika und war für das Feuer selber verantwortlich, das ihr das Dach über dem Kopf weggebrannt hatte. Bis dahin hatte sie eine Wohnung, diverse Jobs.Doch der Verlust der Wohnung hatte ihr Leben schlagartig verändert. 20 Jahre war sie anschl. unterwegs...kein Job ,hin und wieder eine Wohnung, die meiste Zeit aber auf "Platte", wie das Leben auf der Strasse im Obdachlosenjargon genannt wurde.Was sie am meisten vermisst beantwortet sie wie folgt:" Es ist mir das Gefühl für eine Heimat verloren gegangen, aber vielleicht schaff ich es ja hier, in dieser kleinen Stadt."

Das erste Asyl fand sie bereits in einer Begegnungsstätte für wohnungslose Menschen.

Penner?? Pechvögel??? Arme Schlucker?? Wer ein wenig hinter die Klischees und Vorurteile bei Wohnungslosen blickt, merkt schnell, dass es den "typischen Wohnungslosen" nicht gibt.

Da gibt es diejenigen, die als "Reisende" in unserer Gesellschaft eigentlich ganz glücklich sind und die es nach ein paar Tagen in den Füssen juckt und wieder sehr gern on tour gehen.Aber es kommen auch die verzweifelten Fälle.Zum Beispiel der hochqualifizierte Betriebswirt, den eine Krise aus der Bahn warf...manche haben das Glück Freunde oder Familie zu haben, ein soziales Netz, das sie auffängt, doch wer dies nicht hat, fällt durch bis auf die Strasse.. Dann ist da noch der Sterne-Menuekoch, den Beziehungsprobleme ins Schleudern brachte, er kommt übrigens aus einem sehr gutsituierten Elternhaus.

Ein wohnsitzloser Gärtner.....eine Frau, der das Sozialamt die Kinder wegnahm....ein Lehrer, der mit der Problematik der "Schülererziehung" hoffnungslos überfordert war.... ein Lagerarbeiter, der Schulden hatte und durch Insolvenz seines Brötchengebers von heute auf morgen keinen Job mehr hatte.....und...und...und....die Liste könnte beliebig weitergeführt werden.

Kein Job -à keine Wohnung -à kein Wohnsitz à keinen Job...ein Teufelskreis, zur Unendlichkeit verdammt...eine Ausgrenzung, häufig begleitet von Alkoholproblemen und Krankheit.

Keiner dieser Menschen wurde in diese Situation hinein geboren...ob Schicksal, Unglück oder nur Zufall, sie bleiben trotz allem Menschen. Wen wundert es, dass diese Menschen sich oft einen Hund an ihrer Seite halten????? Und das Wohl dieses Begleiters oft über das eigene Wohl hinausgeht??? Beschämend für uns ist es, dass wir meinen an diesen Menschen mit gerümpfter Nase vorbeigehen zu müssen.....beschämend dahingehend, dass wir uns so sicher sind... arrogant sind und fest der Meinung sind, dass wir uns morgen nicht in der gleichen Situation auch wiederfinden.Und noch beschämender ist es, dass wir immer nur kurz vor Weihnachten meinen, unser Gewissen ruhig zu stellen, indem wir mit gönnerischer Miene ihnen ein Almosen zukommen lassen.

Ich gebe zu, die Unterhaltung mit Monika hatte auf mich Eindruck hinterlassen. Es sind die Selbstverständlichkeiten, wie in den Kühlschrank zu greifen, wenn der Hunger sich meldet oder aber auch der Gang zum Arzt, wenn man sich nicht wohl fühlt für UNS.....für SIE aber sind das fast schon Wunder, wenn sich ihrer ein Arzt annimmt, ohne bei der Krankenkasse abrechnen zu können.

Kurz vor Weihnachten treten die Hilfsorganisationen wieder vermehrt ans Tageslicht.Die einen sehr großspurig...andere wiederum im Verborgenen.Für mich sind diese Menschen, die selbstlos helfen die "wahren Helden". Vor ihnen zieh ich den Hut. Sie fragen nicht nach Profit, stellen ihre Freizeit in den Dienst der Nächstenliebe. Und hierbei sprech ich nicht die Organisationen an, die ich zu den "schwarzen Schafen" zähle, sondern die Menschen, die nicht lauthals ihre "guten Taten" der Öffentlichkeit präsentieren.

Ich hoffe, ich werde Monika wieder in unserm Städtchen antreffen, sie bei einer Tasse Kaffee fragen, welche Erfahrungen sie gemacht hat....und ihr zuhören, wenn sie von den "guten, alten Zeiten" erzählt, aber auch von ihren Träumen und Hoffnungen, die sie noch nicht begraben hat!!!!