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| | From: dieMalerin (Original Message) | Sent: 2/18/2004 4:06 PM |
Die Menschen arbeiten weniger, aber verbringen umso mehr Zeit damit, auf den Bürofluren zu fluchen.... Die Stirn ist runzelfrei, die Gesichtszüge wie festgetackert. Dem Mann ist anzusehen, dass ihn schon seit Jahren nichts mehr in Wallungen gebracht hat. Denn er ist der Knochen gewordene gute Ton. Emotional wie eine Raufasertapete. Und er möchte, dass alle anderen so werden wie er. Seit fünf Jahren wäscht James O'Connor den Amerikanern den Mund. Er ist Chef der Cuss Control Academy, der Schule zur "Fluch-Kontrolle" in Lake Forest im US-Bundesstaat Illinois. Zu ihm schicken Firmen ihre Mitarbeiter, wenn diese lernen sollen, miteinander zu sprechen, ohne Wörter zu benutzen, die man in Trash-Nachmittagstalkshows mit einem Piepston überdecken würde. Im Büro geht es nämlich kaum gesitteter zu als dort. Seit im Business die Krawattenknoten nicht mehr so fest sitzen, lockern sich auch die Zungen. Ganze zehn Prozent unseres Vokabulars, das wir im Büro benutzen, sind fürs Schimpfen reserviert, so ein amerik. Sprachforscher : "Scheiße", "Mist", "Shit", "Driss": Hauptsache allerlei Zisch- und Verschlusslaute kommen darin vor. Was wir bei der spontanen Abfuhr vergessen: Wir fluchen uns in die Krise. Fünf Prozent unserer Arbeitszeit verbringen wir inzwischen damit, wird geschätzt. Es ist kaum auszumalen, welche Konsequenzen die Verrohung der Sprache am Arbeitsplatz hat. Wenn unsere Worte nicht mit Vorsicht und Bedacht gewählt werden, können sie großen Schaden anrichten Damit es den Managern einfacher fällt, geeignete Maulkörbe zu verordnen, hat der Personalexperte einen "Language Code", einen Sprachkodex, entwickelt, der von Rasse, Religion, Behinderung, Alter bis hin zur sexuellen Orientierung jegliches Feld möglicher Rüpelei abdeckt. Immer mehr Firmen, vor allem in den USA, setzten derlei schwarze Listen für unflätige Wörter auf: "Wir missbilligen unangemessene Sprache am Arbeitsplatz, einschließlich Fluchen, vulgäre Ausdrücke oder verbale Angriffe und Beleidigungen." Wer trotzdem flucht, riskiert die Kündigung. Ist das gerecht? Schließlich erleichtert Fluchen die Seele. Jeder flucht - und es ist nicht einmal ein Problem von Männern.... Der Linguist Murry hat für eine Studie die Gespräche von 4000 Schülerinnen und Studentinnen in Klassenzimmern, Hörsälen und Umkleidekabinen belauscht. Sein Ergebnis: Die jungen Frauen fluchten, was das Zeug hält - egal ob Tochter aus gutem Haus, Arbeiterkind, Stadtgöre oder Landei, schwarz oder weiß. Menschen fluchen, seit es sie gibt. Dabei folgen alle Verwünschungen einer Regel - stets gilt es, das stärkste Tabu der Gesellschaft zu brechen, sagt Reinhold Aman, in den USA lebender deutscher Malediktologe (so nennen sich die Fluch-Wissenschaftler). In Afrika, Asien und Ozeanien wird etwa gegen die Familie des Beschimpften gewettert, vor allem gegen die Eltern. In den prüderen protestantischen Kulturen dreht sich beim Fluchen dagegen alles rund um die Tabuthemen Sex und Körperausscheidungen: Bei Nordamerikanern besonders beliebt ist "Fuck" in allen nur erdenklichen Variationen. In Deutschland beherrschen eher Exkremente den Unwortschatz -das ist laut Sprachwissenschaftler Aman auch ein Hinweis darauf, dass die Bundesbürger es im Alltag mit der Reinlichkeit sehr genau nehmen. Im Wesentlichen führt der Weg zum besseren Wort über drei Stationen. Zuerst müssen wir erkennen, dass wir zu viel fluchen.... Anschließend müssen wir uns fragen, warum wir so viel fluchen. Einerseits ist die Arbeitswelt härter geworden: Mehr Wettbewerb, mehr Druck, mehr Arbeit für weniger Leute. Doch hinter der Fluch-Manie steckt auch Eigennutz. Männer meinen etwa, ihr Gefluche sei witzig oder imposant. Frauen motzen derweil aus Opportunismus. "Sie wollen zeigen, dass sie genauso robust wie ihre männlichen Mitarbeiter sind." Ihre Sorge ist: Bloß nicht Außenseiterin sein, wenn ihre Kollegen in Besprechungen schmutzige Witze reißen und schmutzige Zoten erzählen. Sie haben das Gefühl, mitmachen zu müssen, um akzeptiert zu werden. Im Show-Buizz gehen derweil sprachliche Entgleisungen bereits als Kulturgut durch. Vor laufenden Fernsehkameras hatte Madonna 2001 als Laudatorin die bei der Turner-Preis-Vergabe nominierten Künstler als "Motherfuckers" beschimpft - und anschließend vom britischen Preis-Gewinner Martin Creed das Lob kassiert, es habe sich dabei um einen "künstlerischen Akt" gehandelt. Auch auf die Vorbildfunktion der Politik hofft man vergebens. In den USA durfte der jetzige Präsident George W. Bush einen Journalisten im Wahlkampf unlängst öffentlich "Arschloch" nennen. Und in Deutschland gesittet man sich nicht besser. Legendär der Einsatz des heutigen Außenministers Joschka Fischer: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!", fuhr der 1984 als grüner Parlamentarier den damaligen Bundestags-Vizepräsidenten Richard Stücklen von der CDU an. Zimperlich gibt man sich im Bundestag auch sonst nicht: In den Sitzungsprotokollen finden sich Wörter wie "Dummschwätzer", "sozialpolitischer Furzer", "Prolet", "Null-Lösung am Rednerpult" oder "Neandertaler vom Dienst". "Zu fluchen ist heute gesellschaftlich akzeptiert, verletzt viele aber noch genauso wie früher", meint O'Connor. Da hilft wohl nur Schritt drei von O'Connors Anti-Fluch-Kurs: Wie vermeide ich in Zukunft Schimpftiraden? In Japan dürfen Hitzköpfe in einem Extra-Raum bereitstehendes Geschirr an der Wand zerdeppern. In den USA lagen in den 80er Jahren in vielen Büros Schaumstoff-Baseball-Schläger, mit denen sich voneinander genervte Kollegen attackieren konnten. Anti-Fluch-Meister O'Connor plädiert derweil für die Ghandi-Methode der Fluchvermeidung. Hier seine drei Tipps. Nummer eins: Fluch-Standards durch alternative harmlose Worte ersetzen. Seine Schüler üben, statt "Shit" das harmlose Wort "Chips" hervorzustoßen, statt "Fuck" lieber "Frog" (Frosch), und an die Stelle von "Fucking" einfach die weitgehend bedeutungslosen Alternativen "Freaking" und "Bleeping" zu setzen. Tipp Nummer zwei: Immer vorstellen, die eigene Großmutter oder die fünfjährige Tochter würden neben einem stehen. Und schließlich: In jeder Situation die eigene Geduld trainieren. "Beim Verkehrsstau nicht fluchen - sondern die Zeit produktiv nutzen." Wer das beherzigt, dem geht es vielleicht bald so wie Jonathan Rix. Der Student hat einen Kurs an der Cuss Control Academy absolviert und lobt, sein Leben habe sich seitdem verändert. Früher sei er ein "Fluchaholic" gewesen. Wenn ihm jedoch heute ein Fluch entweiche, fühle es sich jedes Mal an, als ob er einen Nierenstein verlieren würde.....und DAS tut verdammt weh |
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eine extraktion eines weisheitszahnes tut auch dolle weh! also höre gefälligst auf, hier rumzuheulen! liebste grüsse, easy |
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| | From: hugo | Sent: 2/19/2004 9:32 AM |
Auch, wenn man sich mit dem Hammer auf den Daumen haut, tut's verdammt weh. Aber es mindert den Schmerz, wenn man herzhaft flucht. |
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Ich denke einfach mal, dass jede Zeit und jede Generation ihre eigene "Streitsprache" hat .. und das ist gut so . Es ist doch irgendwie typisch für das mangelde Gleichgewicht der amerikanischen Kultur (entweder zu dick oder Schlankeheitsfanatiker .. entweder Pazifist oder Waffennarr ..u.a.m.), dass sie jetzt meinen, sich das Fluchen abgewohnen zu wollen . Ich persönlich finde es sehr befreien .. siehe hugos Hammerhinweis. Eine gute Beleidigung sollte aber nicht im Zorn ausgesprochen werden. Die Feststellung, ob oder das jemand ein kleines/großes/Riesen- A****loch ist, wird durch Ruhe doch erst richtig schön . Lg Wb |
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Also ist es lööööööööblicher, "Sie Ar*** zu schreiben/zu sagen ? Pfaffenberg schau oba *ups* flööööööööt °Borgqueen° |
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| | From: hugo | Sent: 3/10/2004 3:45 PM |
Borgqueen, Also ist es lööööööööblicher .... Leider nicht! Der Gebrauch solcher Fluchworte läßt sich mit dem Lobpreis Gottes nicht vereinbaren und steht für erlöste Gotteskinder im Widerspruch zu ihrem Sein in Christus, wie Jakobus feststellte:
"Mit ihr [der Zunge] loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder. Läßt auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben." (Jakobus 3,9-12) Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz." (Matthäus 12,33-35) "Ich sage euch aber, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden." (Matthäus 12,36-37)http://www.narjesus.de/lehre/kommunikation/sprachgebrauch.html |
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Zu fluchen ist Lebensnotwendig...jeder, der sich selbst mit dem Hammer auf den Nagel (oder körperlich sonst wohin) schlägt, flucht. Davon, Fluchen an sich zu verurteilen, davon halte ich nichts. Wer nicht in angebrachten Situationen flucht, ist seiner eigenen Seele Feind. Das ist keine neueste Erkenntnis, sondern altes Volkswissen. Aber etwas anderes ist zu beobachten: je schneller eine Gesellschaft lebt, arbeitet, sie dreht, ...desto mehr Zeit kappt Sie ab, die unter anderen Bedingungen für´s zuhören, fürs wertschätzen, für Besinnen, fürs auf sich wirken lassen verwendet wurde. Mit anderen Worten: Achtung und Respekt vor sich selbst und dem Nächsten sind dabei, verloren gegangen. Ein Beispiel: Trauerarmbinde. Jeder, der einen familiären Verlust persönlich erlebt hat - etwa den Tod eines Kindes oder Partners oder Elternteiles - weiß aus eigener Erfahrung, das es in alter Zeit sein gutes hatte, die Trauerbinde für zumindest ein Jahr zu tragen als gesellschaftliches Symbol nach außen: geh vorsichtig mit mir um, ich habe einen Trauerfall zu beklagen und den muß ich erst noch verarbeiten. oder: Christlich sein, also mitfühlend sein, ist in solchen Situationen gefordert - doch selten sind Außenstehende sich das bewußt. Darum hier ein Beitrag: Kaiserschnitt - wie Betroffene fühlen Selbstverständlich muß vorangestellt werden: nicht jede Frau fühlt sich als Versagerin, wenn Sie einen Kaiserschnitt machen ließ, etwa weil der Kaiserschnitt bewußt zur Planung gehörte. Doch dort, wo der Kaiserschnitt nicht zur bewußten Lebensplanung gehörte, kommt folgendes häufig vor: Oscar �?Preisträgerin gesteht: „Ich fühlte mich wie eine Versagerin!�?BR> März 2004: Wenige Wochen nach der Geburt ihres zweiten Kindes, Söhnchen Joe, gestand Titanic �?Star Kate Winslet, 28, dass sie über den Geburtshergang von Töchterchen Mia gelogen hatte. Sie hatte nach deren Geburt vor vier Jahren verkündet, Mia hätte auf natürlichem Weg das Licht der Welt erblickt. Doch jetzt bekannte die Schauspielerin, dass Sie damals mit Kaiserschnitt entbinden musste. „Ich habe mich als Versagerin gefühlt�? begründet Sie ihre damalige Falschmeldung. „Es gibt diesen Kodex unter Frauen, wenn Du eine Geburt schaffst, schaffst Du alles im Leben. Nun, ich habe die Geburt von Mia nicht auf natürlichem Weg geschafft. Ich fühlte mich schlecht deswegen und wollte es nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Doch jetzt sind die Geister der Vergangenheit verscheucht, denn Joe kam ganz natürlich zur Welt. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Ich könnte nicht glücklicher sein!�?Wie glücklich Sie ist, zeigte die Oskarpreisträgerin unlängst bei einer Fernsehsendung: Beim Bekenntnis, wie sehr sie ihren Mann liebe, brach sie in Tränen aus. „Entschuldigung�? schluchzte Sie, „aber ich bin so glücklich!�?BR> Mit meiner Netzwerkarbeít - einzusehen unter www.sonnenstrahl.org - will ich meinen Beitrag dazu geben, Gefühle zu zu lassen vor sich selbst, denn das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Ein nächster Schritt kann sein, in einer Selbsthilfegruppe, also vor anderen Selbstbetroffenen darüber zu reden/schreiben. Es gehört dazu, Trauerarbeit zu leisten. Es sollte vom Umfeld (Familie, Freunde, Nachbarn) verstanden werden, das hier Trauerarbeit zu leisten bzw zuzulassen ist - und das wirklich sehr viele z.B. von einem Kaiserschnitt betroffene Frauen vor allem in den ersten Jahren nach dem Kaiserschnitt sich scheußlich, u.a. als Versagerin - fühlen, das heißt: ihre Selbstwahrnehmung ist dementsprechend. Langsam beginnt der Heilungsprozess der Seele - doch bis die Seele wirklich wieder heil ist, bedarf es noch viele weiterer Schritte - möglichst in einem Klima, das die Betroffene liebevoll annehmen und auffangen kann. Hier in diesem mitmenschlichen umgang ist in der zunehmend schneller sich drehenden Welt zunehemd mehr verloren gegangen. Aber das spürt erst derjenige, wenn das Schiksal es wollte, das er plötzlich selbst betroffen ist von dem einen oder anderen Thema, etwa der Diagnose einer tödlich endenden Erkrankung, dem unerwarteten vorausgehen eines Kindes, usw. In diesem Sinne Friedensengel7771
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