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| | From: Bunny-Jenny (Original Message) | Sent: 8/22/2005 1:47 PM |
Die "Neue Macht der Linken" titelt der Spiegel in seiner dieswöchigen Ausgabe... Stimmt es wirklich? - Und wenn ja woher kommt´s? Sind die 25-30% für die neue Linkspartei in den Neuen Bundesländern "nur" Protest, über die Härten der Reformen, die die Schwachen im Osten härter treffen als den Rest? Oder vielleicht Ausdruck einer echten Stimmungslage in (Ost)Deutschland? Und sind die Ostdeutschen vielleicht doch sozialer als die Westdeutschen? (keine Klischees bitte - soll keine klassische Ossi-Wessi Diskussion werden!) Erleben wir eventuell sogar eine neue und natürliche andere "68-Generation"? Die ich so charakterisieren würden: älter als die eigentlichen 68ziger, eher "ost"deutsch, sozial, friedensbewegt, US-, Israel- und globalisierungskritisch, parlamentarischer* als die 68ziger und......? Oder ist das eine gewagte These?(*warten wir mal eine gr. Koalition im Sep. ab&was dann passiert) Und ist diese mögliche "68-Generation-Ost" vielleicht ein natürlicher Schritt auf dem "Weg zur echten Demokratie" , den die Westdeutschen 1968, ebenfalls rund 15 Jahre nach Gründung der BRD beschreiten mussten? Was meint Ihr? P.S.: Das ist mein erster Versuch einer eigenen Diskussion - also enttäuscht mich nicht | | | | |
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In Anlehnung an den Titel dieser Diskussion (1968 revisited" möchte ich mal kurz einen Überblick darüber geben, wie jemand, der die Ausläufer dieser Bewegung noch erlebt und gelebt hat (ich) zum Schreckgespens "Kommunismus" steht. Ich betone, dass es sich dabei nur um meine persönliche Einschätzung handelt.
Ich bin in den 50ern geboren, war also 1968 gerade in dem Alter, wo sich sowas wie ein politisch-gesellschaftliches Gewissen bildet. In der Schule wurden wir mit dem Kommunismus genauso konfrontiert, wie mit jedem anderen Gesellschafssystem, jeder andern politischen Theorie auch. Insbesondere Anfang/Mitte der 70er gab es genug Anlass für die Überlegung, ob die Welt, wie sie sich für uns darstellte wirklich ideal oder vielleicht verbesserungswürdig sei. Wir waren damals auf jeder Demo dabei, die irgendwelches Unrecht wo auch immer auf der Welt anprangerte und ich habe mit meinen Freunden so manche Nacht auf der Wache verbracht (zum Leidwesen meiner Eltern).
Die Theorie des Kommunismus war für uns allemal diskussionswürdig. Entstanden ist sie seinerzeit vor dem Hintergrund von Arbeitslosigkeit, hoher Kindersterblichkeit, Epedemien und ganz allgemein dem Elend der arbeitenden Bevölkerung. Das Gespenst des Kommunismus wie Marx und Engels ihn definierten, breitete sich Mitte des 19. Jahrhunderts rasend schnell über Europa aus. Dass er in Deutschland nie wirklich eine Chance hatte, liegt allein daran, dass Bismarck die Gefahr erkannte und ihr mit der Sozialgesetzgebung begegnete. Mit Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung befriedigte er das Grundbedürfnis der Massen nach relativer Sicherheit.
Unter diesem Aspekt ist auch der Erfolg der "Neuen Linken" in der heutigen politischen Landschaft zu sehen. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft - und das zurecht. Also schaut man, wer sich in den vergangen Jahrzehnten übermäßig bereichert hat und will von dem Kuchen was abhaben - auch das zurecht. Wenn das natürliche Sicherheitsbedürfnis nicht mehr befriedigt wird, erheben sich die Massen - so ist das nun mal.
Genau das erleben wir jetzt. Es gibt keine Linke mehr in Deutschland. Ich war immer der Meinung, dass Schröder der beste Mann war, den die CDU je hatte. Alles, was Sozialdemokratie in Deutschland je ausmachte, hat die SPD zugunsten der Globalisierung preisgegeben. Klar, auch Kohl hat uns bei der Wiedervereinigung für die Wählerstimmen aus dem Osten verhökert, aber von der CDU hat auch niemand was anderes erwartet - von der SPD schon.
Alles in allem finde ich, dass es Zeit wurde in Deutschland für eine Partei der kleinen Leute. Ich würde sie zwar selbst nicht wählen, bin aber dennoch froh, das ihre bloße Existenz den linke Politik zurück in die Diskussion bringt.
Um auf den Kommunismus zurück zu kommen: Es hat ihn nie gegeben, und es wird ihn auch nie geben. Kommunismus ist eine Theorie, die nicht in die Praxis umzusetzen ist. Politische Ideologien erzeugen politische Führer, und diese streben über kurz oder lang nach politischer Macht. An diesem Punkt hat jedes kommunistische Regime faschistoide Züge entwickelt und damit das "Kommunistische Manifest" ad absurdum geführt.
Also: Keine Sorge! Deutschland wird niemals kommunistisch. Die Gefahr des Kapitalismus nach amerikanischem Vorbild ist viel größer. |
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Wenn das natürliche Sicherheitsbedürfnis nicht mehr befriedigt wird, erheben sich die Massen - so ist das nun mal. Doch wohl nur in der Theorie. Bestes Beispiel ist Hartz IV, niemand muß verhungern mit Hartz IV und trotzdem wird's beinahe fanatisch bekämpft. Vielleicht sollte man ein Referendum einführen, ab wann man arm ist, denn wenn man Bedürftigkeit nach deutschem Verständnis zum Maßstab erheben würde, wäre das wie gnadenlose Dekadenz in den Augen wirklich Bedürftiger. Ich spreche nicht von dem 55-jährigen, der nach 35 Jahren rackern auf einmal langzeitarbeitslos wird, es gibt immer noch genügend, die sich für überqualifiziert halten, eine Tätigkeit für ihren eigenen Lebensunterhalt anzunehmen, oder es für unter ihrer Würde befinden, bei McDonalds im Schichtdienst zu jobben oder in einem Callcenter anstrengende Kunden zu telefonisch zu bedienen - da wird Bedürftigkeit im Sinne unseres Sozialsystems schnell zur Dekadenz. Das Paradoxe an der Geschichte: je mehr Bedürftigkeit auf Wohlstandsniveau erhoben wird, desto mehr arbeitet man daran, wirkliche Bedürftigkeit zu schaffen - die geplanten Einschnitte in Sozial- und Gesundheitswesen sprechen ja eine deutliche Sprache. Also schaut man, wer sich in den vergangen Jahrzehnten übermäßig bereichert hat und will von dem Kuchen was abhaben - auch das zurecht. Das sollte man eher umformulieren auf deutsche Gegebenheiten: man schaut darauf, wer sich Wohlstand geschaffen hat oder gerade dabei ist und versucht sich dann an dem zu bereichern. Fremdes Geld läßt sich immer am einfachsten ausgeben. |
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Was sich auch bei Hartz IV nicht so ganz verträgt: Alle sind ganz arm dran und dennoch kostets mehr, als vorher die Sozialhilfe und die Arbeitslosenhilfe zusammen. Wenn da so viel mehr ausgegeben wird, muß es doch auch Leute geben, die das kriegen. Oder?
Gründe für alle möglichen Proteste sind allerdings häufig in der Ausführung zu sehen. Letztens habe ich von einem im Fernsehen gehört, der versucht sein Geld zurück zu geben, weil er schon seit Monaten wieder Arbeit hat. Erfolglos. War auch kein Einzelfall. Die Beamten waren einfach zu doof dafür.
Ja klar, auch in der Planung ist viel Mist drin. Dafür war das alles viel zu schnell geschossen.
SirRodney |
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@ Joerg #23 Das sollte man eher umformulieren auf deutsche Gegebenheiten: man schaut darauf, wer sich Wohlstand geschaffen hat oder gerade dabei ist und versucht sich dann an dem zu bereichern. Fremdes Geld läßt sich immer am einfachsten ausgeben. Das Gerücht, irgendjemand könne sich Wohlstand völlig aus eigener Kraft schaffen oder jemals geschaffen haben hält sich anscheinend hartnäckig. Wenn es für bestimmte Schichten herausragenden Wohlstand gibt, das hat sich jemand anders dafür verdammt krumm gemacht, ohne dass für ihn viel dabei heraus gesprungen ist. Es ist einfach eine Tatsache, dass überproportionaler Wohlstand auf der einen Seite immer bedeutet, dass auf der anderen Seite jemand beschissen wurde. Ich will und kann das gar nicht verurteilen (habe BWL studiert) aber man sollte sich doch der Tatsache bewusst sein. Sir, was Hartz IV betrifft, es sind gar nicht so viele, die sich darüber beschweren, die ehemaligen Sozialhilfeempfänger sind sogar zufrieden damit. Darüber, das Versicherungsleistungen im Schadensfall einfach gekürzt werden, weil die Versicherung nicht mit dem Geld wirtschaftet, sollte sich jeder von uns beschweren. |
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Das Gerücht, irgendjemand könne sich Wohlstand völlig aus eigener Kraft schaffen oder jemals geschaffen haben hält sich anscheinend hartnäckig. Das Gerücht, das das jemand unterstellt, hält sich viel hartnäckiger... ;-) Gerade dir als BWLerin sollte nicht gänzlich unbekannt sein, das man sich bei Produktion im weitläufigen Sinne Produktionsmitteln bedient, zu denen gelegentlich auch der Faktor menschliche Arbeit gehört. Man könnte fast meinen, es hält sich hartnäckig das Gerücht, das dieses verurteilens- oder mindestens bestrafenswürdig wäre, obwohl man eigentlich seit den Unruhebemühungen von Marx und Engels festgestellt haben müßte, das Produktionsmittel allein noch keine Produktion und Wohlstand verheißen, und die überproportionale Privilegisierung von menschlichen Produktionsmitteln alleine zum Scheitern verurteilt ist. Zu einer sozialen (Markt-) Wirtschaft gehört das Geben und Nehmen, wobei das Geben bei den entscheidenden Wirtschaftsfaktoren über Steuern geregelt ist. Eine Pervertierung des Sozialen tritt dann ein, wenn das Geben als Solches nicht mehr anerkannt wird - dann tritt die Phase des Parasitären ein. Wir entfernen uns von einem sozialen System, aber anders, als uns die selbsternannten Vertreter desselben weismachen wollen: sozial ist, wenn beide Seiten angemessen berücksichtigt werden. Ich höre aber irgendwie immer mehr Phrasen wie: Auch die sollen ihren Beitrag leisten. Ein Schlag ins Gesicht desjenigen, der bereits 50% für die Gemeinschaft abdrückt, heißt das doch im Klartext, das die 50% nicht als berücksichtigenswürdig betrachtet werden. Sicherlich in diesem Lande mit seinen Millionen Nutznießern mehrheitsfähig - aber auch das sollte gelernt worden sein, nehmende Mehrheiten alleine können sich selten selbst finanzieren...;-) Wenn es für bestimmte Schichten herausragenden Wohlstand gibt, das hat sich jemand anders dafür verdammt krumm gemacht, ohne dass für ihn viel dabei heraus gesprungen ist. Allein die Diktion 'bestimmte Schichten' , 'verdammt krumm gemacht' zeigt doch die Quelle. siehe auch oben. Gehöre ich zu einer anderen Schicht, wenn ich mir Wohlstand erwirtschaftet habe? Wohl schwerlich, auch wenn das Mittel der Polarisierung ja immer wieder gern bemüht wird. Denn mir mit Polarisierung auf diese Weise kann man genügend Unzufriedenheit erzeugen. Auch immer wieder gern bemüht: die da oben. Die Großen. Der kleine Mann. Relikte aus eigentlich längst vergangenen Zeiten, aber offensichtlich immer noch gesellschaftsfähig. Es ist einfach eine Tatsache, dass überproportionaler Wohlstand auf der einen Seite immer bedeutet, dass auf der anderen Seite jemand beschissen wurde Beeindruckend, wie das Wörtchen 'Tatsache' für etwas bemüht wird, das allenfalls in den Köpfen materiell Minderprivilegierter und gleichzeitig ideologisch gut medikamentierter Mitbürger einen Platz hat. Ab wann wird man denn beschissen? Wenn man einen Preis für ein Produkt zahlt, und gleichzeitig weiß, das der mit 50% Marge behaftet ist? Wenn man lieber für 2000�?arbeiten geht mit sozialer Absicherung, obwohl man den gleichen Job für das Dreifache ohne Absicherung machen könnte? Wenn man sich lieber 10 Stunden in die Groß-Küche stellt, obwohl man das Ganze selbständig und mit dem Hauch von Idee selber und für das Doppelte machen könnte, dabei aber das Risiko auch selber tragen müßte sowie die Anlaufschulden in erheblichem Maße? Mir scheint, in einer Wohlstandsgesellschaft, die wir zweifellos immer noch haben, geht das letzte Quäntchen freiheitlicher Selbstbestimmung verloren. Darüber, das Versicherungsleistungen im Schadensfall einfach gekürzt werden, weil die Versicherung nicht mit dem Geld wirtschaftet, sollte sich jeder von uns beschweren. Zweifellos. Allerdings, um jetzt mal dein 'Schichtenmodell' zu bemühen, müßte man die Versuche der Schicht Politiker unterbinden, die Gesellschaft dergestalt zu polarisieren, das man immer wieder mit 'sozialen Phrasen' , die so gar nichts mit sozial zu tun haben, die Gesellschaft spaltet und dabei wirtschaften kann, wie es üblicherweise nur Parasiten tun. Solange es klappt, die Gesellschaft in rechts und links oder sozial und unsozial zu unterteilen, wird man diesbezüglich auch Narrenfreiheit für die schaffen, die es eigentlich besser zu reglementieren und zu kontrollieren gilt und die eigentliche Mißstände erst schaffen, die sie dann lautstark bekämpfen. |
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@Beatrice
für Sozialhilfeempfänger hat sich eigentlich nichts geändert. Aber für einige Arbeitslosenhilfeempfänger wohl. Ich war selbst einer und hatte da tatsächlich 100�?weniger als mit Sozialhilfe. Aber ich bekam nichts vom Sozialamt, weil ich zuviel bekam um Berechtigt zu sein. Das liegt an den Pauschalen, die mit eingerechnet werden und die Sozialhilfe nicht unerheblich erhöhen.
SirRodney |
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Laß mich mal raten, Joerg: kaufmännische Ausbildung, ne Zeit lang arbeitslos, dann übers Arbeitsamt eine SAP-Ausbildung bezahlt bekommen und jetzt was ganz toffes: Consultant. Wahrscheinlich biste Freiberufler mit - na sagen wir mal 75 �?Stundenlohn, aus der Krankenkasse und Rentenversicherung biste raus, weil die ja doch nur abgezockt werden, und seit der letzten Wahl wählste FDP. Und jetzt meinste, da du den Übergang zum freien Unternehmertum geschafft hast, könnten das ja auch alle anderen, und wenn nicht, dann kanns nur daran liegen, dass die dümmer und vor allem fauler sind als du. Woher ich das weiß? Ich kann lesen. Und ich komme auch aus der Branche und höre solche Phrasen wie deine täglich. Und noch was: Halt dein bißchen Wohlstand gut fest, du hast dich viel zu weit von den Realitäten des Lebens entfernt, als dass du da noch mal zurecht kommen könntest. |
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Tja leider daneben. Aber immerhin weiß ich jetzt, woher so die sonstigen Aussagen kommen: raten.... ;-) Aber beantworte mir doch einfach mal die Fragen, statt durchsichtigen Ausweichversuchen: Wer wird denn wo und wann beschissen? Ab wann wird man denn beschissen und durch was? Wie sehen denn deine Realitäten des Lebens aus , von denen ich mich angeblich so weit entfernt habe, weil ich billige Polarisierungsversuche verurteile? Die Methode ist zu durchsichtig, einfach den Leuten lange genug einreden, das sie aufgrund materieller Unzulänglichkeiten unterprivilegiert sind, und dabei bloß nicht vergessen, gleich mit dem Finger auf den Schuldigen zu zeigen. Früher wars die Religion, wo man Leute derart verblenden konnte, heut wird's halt so versucht. Deine Reaktion ist ganz bezeichnend, ich habe das Wörtchen Wohlstand erwähnt, und die wildesten Fantasien blühen auf. Weißt du, was uns unterscheidet? Nicht materielle Gegebenheiten, sondern allein der Umstand, das ich ohne vermutlich mehr zu haben als du meine Lage als Wohlstand betrachte. Du mußt mir nichts von den Realitäten des Lebens erzählen, ich habe oft genug Leute aus meinem Umfeld versucht zu motivieren, an ihrer beklagten Lage etwas zu ändern und bin nahezu ausnahmslos an Bequemlichkeit gescheitert, obwohl die Konzepte gut und realisierbar waren. Dem einen war der Aufwand zu viel, nach der Arbeit noch was tun zu müssen, die andere wollte auf keinen Fall auf ihren jährlichen Urlaub verzichten , wieder ein anderer hatte null Bock drauf, sich um alles selbst kümmern zu müssen statt Punkt 6 zum Fußballtraining gehen zu können, wiederum ein anderer wollte auf keinen Fall seinen 'erarbeiteten Anspruch auf Arbeitslosengeld' aufgeben, schließlich habe er sich das schwer verdient. Du kannst mir da null erzählen, und sollten die Phrasen auch noch so blumenreich sein. Da wird lieber gejammert und jeder mißtrauisch beäugt, der sich verdächtig macht, mehr Wohlstand als man selber zu leben, irgendwohin muß ja schließlich der Ärger über die eigene Unzulänglichkeit. Mag nicht für die breite Masse zutreffen, ich bezweifle nicht, das es genügend Menschen gibt, die eben nicht die erforderlichen Möglichkeiten (nicht aus materieller Sicht, das ist die faulste Ausrede, die es gibt) haben, aber es sind allemal genügend, um unser erhaltenswertes Sozialsystem kaputt zu machen. |
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Joerg und Beatrice, Wisst Ihr zufällig, was einem solchen freischaffendem Berater bei einem Stundenlohn von 75 Euros denn übrig bleibt? Ich weiß zwar, daß man als Freischaffender mal locker die Hälfte davon zurück legen sollte, aber geht das nur fürs Finanzamt drauf, oder hat man dieser Hälfte auch schon die KK und RV bezahlt? Also bei 75 Euro / Std. sind das 600 am Tag, somit ca. 12000 im Monat. Wenn man dann davon die Hälfte zurück legt, so bleiben 6000 übrig. Ist das der Betrag, den man sinngemäß als "Einkommen" oder "brutto" bezeichnet, oder ist das schon das echte Netto? Ich meine, mir ist schon klar, daß dieses Einkommen, auch wenn man von den 6000 noch mal die Hälfte abzieht, weil es das Brutto ist, dann blieben noch 3000 Euro als netto. Man darf aber nicht vergessen, daß man als Freischaffender auch Rücklagen bilden muß, da man ja schliesslich nicht immer einen Auftrag hat, bzw. der Auftraggeber jederzeit den auftrag beenden kann. Es kann also sein, daß der Freischaffende auch mal ein Jahr lang keinen Auftrag findet und somit bei diesem Gehalt aufs Jahr gerechnet bei eine 50% Auslastung nur 1500 Netto hätte. Oder habe ich hier irgendwo einen Rechenfehler? Ich bin nämlich ernsthaft interessiert und habe u.U. schon mögliche Kunden, aber als Alleinernährer mit 3 Kindern und Frau habe ich starke Bedenken, mich in das Risiko zu stürzen. Da gebe ich Joerg schon recht, Selbständigkeit ist nicht Jedermanns Sache. Da hat schon jeder so seine Gründe. |
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@titanium Das kannst du Leuten, die schon beim Wörtchen Wohlstand mißtrauisch schauen, oder jemanden mit 75�?Stundensatz für den Krösus halten, der mit der Realität nicht mehr viel gemeinsam hat, nicht vermitteln, da da eher Neid und Mißgunst eine Rolle spielen, ohne tatsächlich zu wissen, wie denn die Realität als Selbständiger aussieht. Die Rechnung sieht anders aus, um mal dein Beispiel zu bemühen: 12.000�?Umsatz im Monat, planbar mit 8 Monaten pro Jahr, 12 schaffst du in den seltensten Fällen, außer du bist tatsächlich SAP Troubleshooter (nicht einfach nur SAP-Berater), also mit richtig tiefen Kenntnissen, mit denen du auch in Walldorf punkten könntest. In der Regel wirst du ohne längere Reisen nicht auskommen, erfahrungsgemäß kommst du mit 2000�?in jeder größeren deutschen Stadt hin. verbleiben 80.000, auf Jahr gerechnet sind das dann ca. 6700 pro Monat. Von denen kannst du gleich mal 42,5% zurücklegen für die Steuer als Freiberufler, als Gewerbetreibender (der Streit wird mit dem FA ausgetragen) kommt Gewerbe- steuer drauf. Verbleiben rund 4500�? Jetzt muß du dich selbst versichern, das macht schlappe 620�?in der gesetzlichen Krankenversicherung pro Monat. Verbleiben ca. 3900�? Davon gehen dann noch ab: Berufshaftpflicht (sauteuer), Berufsrechtsschutz (solltest du beides unbedingt haben!!), sowie deine Altersvorsorge, wie auch immer du die gestaltest. Und wenn dir dann noch Geld bleibt für Rücklagen, dann biste gut. De fakto bleiben dir , wenn du nicht (und es ich tät dir das nicht empfehlen) an der Altersvorsorge sparst, und die der Beitragshöhe nach ähnlich wie die Gesetzliche aufsetzst, ca.2300�?netto. Also nicht grad zum Reichwerden. Und 75�?Stundensatz gehört eher zu den Ausnahmen, aufgrund der heldenhaften rot-grünen Gesetzgebung zur Sozialversicherung und Scheinselbständigkeit bestehen die meisten größeren Firmen darauf, das du über einen sogenannten Bodyleaser kommst, der ebenso noch sein Teil vom Salär abzweigt. Ich tät dir die Selbständigkeit in deiner Situation empfehlen, wenn du - in einem langhaft gefragten IT Bereich bist - deine potentiellen Kunden so erreichbar sind, das du nicht permanent die ganze Woche unterwegs sein mußt (Reisekosten) - du in deinem Schwerpunktgebiet durchaus auch mehr als 80% Auslastung erreichen kannst Du kannst über verschiedene Projektbörsen ausloten, wie die Nachfrage aussieht. Wenn du Interesse hast, mehr Infos zu bekommen, schreib ne Managermail, die landet dann eh bei mir, meine Addi geb ich hier nicht bekannt. |
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@Titanium Jörgs Rechnung stimmt ungefähr. Ich persönlich kalkuliere mit 120 fakturierbaren Tagen pro Jahr. Wichtig ist, dass einer in der Familie im festen Anstellungsverhältnis ist und eventuell vorhandene Kinder mit in der KV hat. Dann kannst du das für ca. 400 �?in der privaten KV bekommen. Für Altersvorsorge solltest du mindestens 600 �?am Anfang rechnen, jährlich steigend. Versicherungen entsprechend Jörgs Ausführungen. Wenn du einen Rat willst, lass die Finger davon sofern du an die IT-Branche denkst. Solltest du dich trotzdem darauf einlassen, melde dich zwischen deinen Projekten immer grundsätzlich beim Arbeitsamt arbeitslos, und zwar auch dann, wenn du nur 4 Wochen projektfreie Zeit dazwischen hast. Das macht ein bißchen Mühe, könnte aber für die Rente wichtig sein. |
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@beatrice Das ist falsch, denn die Kinder sind grundsätzlich beim Besserverdienenden mitzuversichern, in dem Falle beim Selbständigen normalerweise. Kriegt die GKV das spitz, das dem so ist, sind u.U. auch böse Sanktionen fällig, da wäre ich vorsichtig. Besser gleich freiwillig GKV versichern und da die Kinder mit rein - kommt allemal billiger als wenn man die dann alle privat versichern muß. Wer Anspruch auf bessere Leistungen hat, sollte sich dann eben privat zusatzversichern - kommt summa summarum immer noch billiger als auch die Kinder komplett privat versichern zu müssen. |
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Dank Euch beiden! Das ist ja echt krass, wie wenig von 12000 Euros im Monat nur noch übrig bleibt. Sicherlich wird man da ja noch einige Sachen von der Steuer absetzen können, aber fett machen wird das den Bock wohl auch nicht. Wenn man diese Zahlen so liest, wundert es nicht, daß wir so einen hohen Anteil an Schwarzarbeit haben. Da muß der Stundenlohn ja schon mindestens 100 Euro betragen, daß sich das wirklich lohnt. Joerg, ich melde noch mal per Mail, nochmals danke für die Info. Gruß Titanium |
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@titanium Naja es gibt bestimmte Konstellationen, da kannst du auch 90% und mehr Auslastung erreichen, da relativiert sich das dann. Und wenn du auch noch zu den Glücklichen gehörst, die ohne gröbere Reisekosten auskommen, dann wirds sogar richtig interessant. Hängt halt echt davon ab, ob du ne Großstadt in der Nähe hast und in welchem IT-Bereich du es versuchen willst. Wenn's, wie ich vermute , alleine Netzwerke und Security ist, laß lieber die Finger davon, ich seh da selten langfristige Aufträge. Was wir da bereits vergeben haben beispielsweise hat selten 2 Monate überschritten. |
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